SVU Olympionike Franz Fuchsberger

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(Quelle: Privatarchiv v. Franz Fuchsberger)


Franz Fuchsberger spielte zwischen 1926 – 1943 bei der SV Urfahr 1912 und gewann mit der österreichischen Amateurauswahl bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Silbermedaille. Als Belohnung für seinen Einsatz bei den Olympischen Spielen wurde er als erster Spieler von einem nicht aus Wien stammenden Verein in die österreichische Fußballnationalmannschaft einberufen. Nach seiner Karriere engagierte er sich wieder im Fußball als Trainer, zuerst bei uns. Nach weiteren Stationen bei der PSV Linz und der VÖEST Linz widmete er sich zu Ende dem Jugendfußball in Oberösterreich.

Beim Durchstöbern des SVU-Archives tauchte ein von Franz Fuchsberger selbst, mit Schreibmaschine, erstelltes Schriftstück auf, dessen Originalinhalt hier wiedergegeben wird. Franz Fuchsberger hat diese Zeilen dem SVU-Archivar 1987 zur Verfügung gestellt. Es beinhaltet Gedanken des österreichischen Starspielers, seinen fußballerischen Werdegang sowie die Schilderung von Erlebnissen bei der Olympiade 1936 in Berlin. Franz Fuchsberger erwähnt in seinem Bericht auch seinen Teamkollegen Karl Wahlmüller (1913 – 1944), ebenfalls ein früherer Spieler der Sportvereinigung Urfahr, der ebenso ins österreichische Olympiateam für Berlin einberufen wurde, und alle Spiele als Mittelläufer absolviert hat. Karl Wahlmüller kehrte von der Ostfront des 2. Weltkrieges (heutiges Estland) nicht mehr zurück.

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Um einen kleinen Überblick über meine Fußball-Laufbahn zu geben, ist es doch notwendig, wenn man vorerst Rückschau hält über die Ursache der besonderen Liebe und Freude zum runden Leder.

Schon bevor ich die Schule in Enns besuchte, hatten meine Kameraden und ich die ersten fußballerischen Versuche mit dem sog. Laberl aus Stoff, hie und da mit einem Gummiball, und ganz selten mit einem Lederball gemacht.

Da zu unserer Zeit Fußball im Schulwesen mehr oder minder noch sehr verpönt, Turnen dagegen aktuell und daher sehr gefördert war, widmete ich mich halt ebenfalls der Turnerei. Der Hang zum Fußball war aber geblieben und so benutzten wird jede sich bietende Gelegenheit zu einem kleinen Spielchen.

Inzwischen gab sich des öfteren Gelegenheit, Spielen des 1.Ennser Sportklubs zuzusehen. Demnach war es verständlich, wenn die Lust zum Fußballspielen immer größer wurde.

Eines Tages wurden wir halt eingeladen, dem Ennser-Sportklub beizutreten.

Einige Spiele konnte ich in den Reihen der Ennser Schülermannschaft mitmachen, dann erfolgte die wohnliche Übersiedlung nach Linz. In der ersten Zeit war ich mir in keiner Weise klar, welchem Linzer Verein ich beitreten sollte.

Die Wahl fiel schließlich auf die Sportvereinigung Urfahr, obwohl ich damals noch in Lustenau bei Linz wohnte.

Ich war seinerzeit schon Besitzer eines Fahrrades und so gab es keine wesentlichen Schwierigkeiten für die laufende Teilnahme am Training. Auf die event. Frage, warum ich nicht zum LASK ging, möchte ich darauf antworten, dass ich mich wohl auch beim LASK wegen einer etwaigen Aufnahme erkundigt hatte, aber man legte auf meinen Beitritt keinen besonderen Wert.

Bei der SVU fand ich bald kameradschaftlichen Anschluss, und so begann bei der Jugendmannschaft, unter der Leitung des seinerzeitigen Jugendtrainers Karl Seyfried meine richtige fußballerische Laufbahn.

Urfahr hatte bereits eine sehr gute Jugendmannschaft beisammen. Demnach stellten sich auch schöne Erfolge ein.

Im Hinblick darauf, dass bald bei der SVU eine Verjüngung der Kampfmannschaft durchgeführt wurde, ergab sich für uns die große Chance. Mit 16 Jahren fand ich erstmals in der 1. Mannschaft Verwendung, und mit 17 Jahren hatte ich einen Stammplatz als Linksaußen.

Hubmayr führte bereits viele Details über die Fußballgeschichte der SVU an, so dass ich nur mehr darauf hinweisen möchte, dass es eine schöne Fußballzeit war, mit vielen großen Spielen und Erfolgen in der Meisterschaft, als auch gegen berühmte Mannschaften des In- und Auslandes.

Wir machten viele wunderbare Sportreisen in der Heimat und ins benachbarte Ausland.

Es gab auch verschiedene Ereignisse, über die man besser schweigt, denn auch bei uns gab es nicht nur „Brave“! Jedenfalls war unsere junge Mannschaft eine verschworene Gemeinschaft, und dies war auch der Grund unserer schönen Spiele und Erfolge in vielen Jahren der traditionsreichen Zeit der SVU.

Sportkameraden, die heute nicht mehr unter uns weilen, wie Ertl Franz, Miegl, Meck, Kortner, Mühlberger, Wahlmüller, Rechberger, Wolf usw., waren große Stützen der Mannschaft und leuchtende Beispiele dieser großen SVU-Jahre. Nicht vergessen darf man auf unsere Vereinsfunktionäre, die alle, mit einem großen SVU-Geist beseelt, die Geschicke des Vereines mit dementsprechender Umsicht leiteten. Viele dieser vereinstreuen Männer wurden inzwischen abberufen.

Was wäre aber ein Verein, ohne seiner treuen Anhängerschar. Ich glaube, die SVU hatte immer das Glück, eine vereinstreue Anhängergemeinschaft zu besitzen.

Ich habe zwar keine genauen Aufschreibungen über meine Berufungen in die o.ö. Ländermannschaft. So ungefähr 25 bis 30 Auswahlspiele werden es wohl sein, an denen ich teilnehmen durfte.

Nebenbei konnte aber ich die österr. Farben viermal in der Österr. Amateurauswahl vertreten. Es waren dies Spiele gegen Ungarn, CSR, Polen und Rumänien.

 

Eine hohe Auszeichnung war natürlich für mich die Heranziehung zum Kader der Olympiamannschaft im Jahre 1936.

Wenn man von der Olympiade 1936 zu Berlin spricht, darf man auf Karl Wahlmüller nicht vergessen - einer unserer größten Fußballer der SVU - der an den Erfolgen der Olympiamannschaft Österreichs sehr großen Anteil hatte. Von Oberösterreich waren die Sportkameraden Schaffelhofer und Kitzmüller vom Lask ebenfalls dabei.

Berlin war für uns Sportler selbstverständlich in jeder Hinsicht ein einmaliges Erlebnis. Ich glaube, keiner hätte sich träumen lassen, dass er jemals an einer Olympiade teilnehmen darf. Bevor wir nach Berlin fuhren, hatten wir eine kurze Vorbereitung durch ein 14-tägiges Training in Salzburg unter der Leitung des int. bekannten Sportlehrers Jimmy Logan und Luigi Hussak. Beide wunderbare Trainer und Menschen, die es verstanden, in dieser kurzen Zeit eine gute Mannschaft mit einem dementsprechenden kameradschaftlichen Geist zusammenzuschweißen.

Von Salzburg ging es nach Wien zur Einkleidung und großen feierlichen Übernahme des Olympischen Feuers und am nächsten Tag zur Verabschiedung und Abreise der 219 österr. Olympiateilnehmer mit einem Sonderzug nach Berlin. Als Fackelträger fungierte der große österreichische Eiskunstläufer Karl Schäfer.

In Berlin gab es einen großen Bahnhof für alle Teilnehmer an den olympischen Spielen, und im olympischen Dorf einen feierlichen Empfang und Einweisung in die mit allen erforderlichen Einrichtungen ausgestatteten Wohnhäuser. Wollte man nur das Leben und Treiben im Olympischen Dorf schildern, müsste man ein Buch schreiben. Es ist verständlich, dass bei einem Zusammenkommen so vieler Nationen sich die oft kuriosesten Begebenheiten nur so überstürzen.

Neben den interessanten täglichen Ereignissen mit allen Sportlern der Welt, konnte man auch Studien in den Trainingsmethoden der verschiedenen Sportarten anstellen.

Frühaufsteher waren z.B. die Japaner, die bereits um 5 Uhr früh Waldläufe durchführten und auch sonstige Übungen im Morgengrauen ausführten. Jede Nation und Sportart hatte entweder im olymp. Dorf oder auf den Sportanlagen des Stadions Gelegenheit zum trainieren. Selbstverständlich war auch für die Freizeitgestaltung alles bestens eingerichtet.

Es gab jeden Tag Filmvorführungen verbunden mit reich gestalteten Varieteprogramm, und darüber hinaus konnte man im Film die interessantesten Ereignisse des täglich abgelaufenen Sportgeschehens sehen.

Die ärztliche Betreuung im Olympischen Dorf war sehr gut. Die Station hatte alle med. techn. Einrichtungen des letzten Standes zur Verfügung. Ärzte mit int. Ruf gehörten zum Team.

Unser erstes Spiel führte uns mit den Ägyptern zusammen. Diesen wichtigen Kampf konnten wir 3:1 für uns entscheiden, obwohl man uns Außenseitern der Fußballkonkurrenz, keinerlei Chancen einräumte.

Der Bann war gebrochen, das Selbstvertrauen gestiegen. Ja, man wurde durch diesen Sieg bereits auf die „Unbekannten aus Österreich“ etwas aufmerksam.

Die Aufstellung lautete:
E. Zainberger, Künz, Kargl, Krenn, Wahlmüller, Hofmeister, Werginz, Laudon, Steinmetz, Karl Kainberger, Fuchsberger. Torschützen; Steinmetz, Laudon, Steinmetz

Das 2.Spiel gegen Peru wurde zu einem kleinen Wirbel, weil, die Peruaner bereits 2:0 im Nachteil waren, und das Spiel unter normalen Umständen sicherlich nicht gewonnen hätten, fanatische peruanische Anhänger aufs Spielfeld kamen, und mit Stöcken, mit Regenschirmen auf einige unserer Spieler einschlugen. Auch Fußtritte gab es, und dadurch auch geringfügige Verletzungen.

Da diese Art der Unterstützung doch nicht gestattet war, wurde dem österr. Protest nach eingehender Prüfung der Angelegenheit stattgegeben, und ein Wiederholungsspiel angeordnet.

Die Peruaner zogen es vor, diesem unter Ausschluss der Zuschauer angesetztem Spiel fern zu bleiben. Somit stiegen wir automatisch in die nächste Runde auf.

Der weitere Gegner war Polen, in deren Reihen einige Nationalspieler standen.

Alles war nun neugierig, wie wir wohl gegen die stark favorisierten Polen abschneiden werden.

 Das bereits im Olympiastadion anberaumte Spiel konnte von den noch „Namenlosen“ wiederum 3:1 gewonnen werden.

Da konnte auch der weltbekannte polnische Sänger „Jan Kiepura“, mit seinem in der Kabine der Polen dargebotenen Liedchen, auch nichts für einen Sieg der Seinen beitragen.

Die Mannschaftsaufstellung war wie gegen Ägypten, nur spielte für den verletzten Steinmetz Mandl. Die Tore schossen: Kainberger, Serginz und Mandl

Durch diesen schönen und verdienten Sieg waren wir natürlich in aller Munde. Von Wien kamen Spitzenfunktionäre des österr. Fußballbundes und freuten sich ebenso wie wir. Dieser Sieg musste doch gefeiert werden, und so gab es eine Einladung zu einem großen Essen im grandiosen „Wintergarten“ und anschließendem Programmbesuch im Variete. Die Namenlosen hatten sich nunmehr einen Achtungserfolg und somit einen Namen erkämpft.

Nun einmal Blut geleckt, bereiteten wir uns ganz besonders auf das Endspiel gegen die Italiener um ”Gold oder Silber” vor.

Nach diesen Erfolgen räumte man uns ja Aussichten gegen die Azuris ein.

Das große Spiel im Olympiastadion vor ca. 100 -120000 Zuschauern war erklärlich der Höhepunkt. Mit Rücksicht darauf, dass wir doch auch einiges Selbstvertrauen hatten, zogen wir verhältnismäßig ruhig in den Entscheidungskampf. Nach Ansicht von Experten waren wir zu gleichwertigen Gegnern emporgestiegen.

Der große, und für beide Mannschaften lohnende Kampf wurde teilweise mit heroischem Einsatz geführt. Nach teils besseren, und massiv geführten Angriffen gelang den Azuris in der ersten Halbzeit der Führungstreffer durch eine zu kurze Abwehr einer Flanke von links, erzielt mit dem Knie.

Die Italiener spielten in der Folge noch härter, und so gab es auf unserer Seite mehrere Ausfälle. Krenn und Steinmetz mussten auf kurze Zeit aus dem Spielfeld.

Die zweite Halbzeit brachte nach laufenden schönen Angriffen den Ausgleich.

Der von mir nach einem Stellungswechsel aus der Linksverbinderposition erzielte Treffer ins linke Kreuzeck gab uns mächtigen Auftrieb, und so konnten wir noch etliche schöne Torchancenherausspielen.

Bei etwas Glück wäre der Führungstreffer, und aller Wahrscheinlichkeit der Sieg zu erreichen gewesen.

Im Nachspiel hatten die Italiener mehr Glück als wir, und erzielten auf ähnliche Weise das zweite Tor und schließlich auch den Olympia-Sieg.

Wir hatten als krasser Außenseiter die „Silberne Olympia-Medaille“ errungen. Ein in jeder Hinsicht verdienter und wahrlich schöner Erfolg für die österr. Farben.

Wer hätte jemals gedacht, dass uns „Olympische Lorbeer“ - eine Silberne - heim nach Österreich begleiten würde, ferner auf der Siegerliste aufzuscheinen.

Die Abschiedsfeier im Olympia-Stadion war ebenso prächtig und imposant wie die Eröffnungsfeier.

 

Die Empfänge in der Heimat für alle Olympiateilnehmer waren großartig. Österreich hatte in Berlin den 10.Rang in der Gesamtteilnehmerliste erlangt. 4 Goldmedaillen, 6 Silberne und 3 Bronzemedaillen, eine wahrlich grandiose Leistung. Ehrungen wurden uns seitens der o.ö. Landesregierung, der Stadt Linz zu Teil.

Eine große Abschlussfeier gab es in Wien, und alle waren stolz, dass wir an den „Olympischen Spielen zu Berlin” teilnehmen durften.

Das Jahr 1936 erwies sich für mich als Glücksjahr . Im Herbst wurde ich nochmals einer hohen Ehre teilhaftig, indem ich in die österr. Länderauswahl berufen wurde.

Ein Provinzler durfte als Linksaußen neben Binder, Sindelar, Stroh und Zischek im Sturm und mit den übrigen Profi s Rausch, Smistik, Hoffmann, Sesta, Schmaus und Hiden spielen.

Ich glaube, ich muss darauf hinweisen, dass ich bei diesen großen Spielern der Profi liga sehr kameradschaftlich aufgenommen wurde.

Das Länderspiel gegen Ungarn in Budapest ging leider 5:3 verloren.

Mein Startgeld war „ 1 Stange Salami „, zur Erinnerung an Budapest. Damals waren die Amateurbestimmungen noch sehr streng, im Gegensatz zur heutigen Auffassung.

Die ungefähr 30 Spiele in der o.ö. Länderauswahl, die Teilnahme an 4 Amateur-Länderkämpfen, die Berufung ins Olympiateam und in die österr. Auswahlmannschaft waren natürlich einmalige Höhepunkte in meiner Fußball-Laufbahn als Aktiver.

Da ich diese ehrenvollen sportlichen Erlebnisse, und nebenbei auch schönen Ereignisse als Mitglied der „SVU“ mitmachen konnte, darüber darf man sicherlich auch heute noch mit Stolz zurückblicken.

Nach 1945 betätigte ich mich zuerst bei unserem Verein als Trainer, und in der weiteren Folge bei der Pol.Sportvereinigung Linz, bei der Vöest, und nochmals bei der Polizei.

Im o.ö. Fußballverband widmete ich mich einige Zeit dem Jugendfußball. In dieser Eigenschaft absolvierte ich zwei Lehrgänge in der Sportschule in Schieleiten.

Im o. ö. Fußballverband führten wir selbst einige Jugendlehrkurse durch.

Abschließend möchte ich nochmals auf die Sportvereinigung Urfahr zurückkommen.

Die Frage, wieso es für die SVU eine so schöne und ruhmreiche sportliche Zeit gab, ist sehr leicht zu beantworten.

Urfahr hatte eine vorzügliche Vereinsführung, und sehr treue Vereinsmitglieder und Vereinsanhänger, sowie Spieler mit einer großen Liebe zum Fußball, und auch in jeder Hinsicht sportliche Auffassungen, verbunden mit einem wunderbaren Vereinsgeist.

Dies sind Voraussetzungen für das Gedeihen eines Vereines, die ja heute und auch in der Zukunft ihre Gültigkeit haben.

Wenn die Sportvereinigung Urfahr wiederum eine verschworene Sportgemeinschaft ist, dann wird unser Verein wiederum eine Blütezeit erleben.

Die erforderlichen guten Ansätze scheinen bereits gegeben.


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